Vorstellungskraft

Die Superpower der leisen Menschen

Wir leisen Menschen verbringen viel Zeit in unseren Köpfen. Träume, Vorstellungen, Ideen und ein großer Haufen Was-wäre-wenns. Dieser Reichtum in unserem Inneren macht uns zu den Menschen, die wir sind; er ist unser geheimer Hort, unsere Superpower. Durch diese Schatzkammer werden wir zu kreativen Problemlösern, empfinden tiefe Empathie und bauen langfristige Verbindungen zu den Menschen um uns herum auf, weil wir einfach verstehen, was sie bewegt und sie so nehmen können, wie sie sind. Unsere leise innere Stimme führt zu durch die Schatzkammer: Unsere Intuition hilft uns bei der Entscheidungsfindung. (Schatzkammer als Metapher für Vorstellungskraft und Intuition als Führer durch die Schatzkammer)

Allerdings gehen wir auch manchmal in dieser Schatzkammer verloren / haben wir manchmal Schwierigkeiten sie zu hören: Wir leben in einer Welt, die oft von uns fordert, dass wir „da draußen“ aktiv und präsent sind. Die Welt überschüttet uns mit Signalen, Hinweisen und Forderungen, die alle eine sofortige Entscheidung von wollen. Dann verharren wir orientierungslos in unserer inneren Schatzkammer, um das passende Werkzeug zu finden, um die Situation anzugehen. Aber unser innerer Reichtum wird dann zu einer weiteren Masse an Impulsen, die wir kaum sortieren können. Unsere Intuition kann sich kein Gehör verschaffen, wir sind auf einmal allein mit unserer Entscheidungsfindung.  Wenn das passiert, dann haben wir einen echten 7 der Kelche Moment.

Die Karte gibt es gut wieder: Wir sehen eine Person von hinten, vor der sich ein wahres Paradies an Seltsamkeiten ausbreitet. Sieben Kelche sind auf einer Wolkenbank vor der Person arrangiert und jeder Kelch bietet eine andere Ansicht: ein wunderschöner androgyner Kopf, eine glühende Gestalt verborgen unter einem Tuch, eine goldene Schlange, eine Haufen Juwelen und noch mehr. Die Kelche stehen für Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen, in denen sich der Betrachter wie gebannt verliert. Die Wolken zeigen auch, dass es mehr Schein als Sein ist. Die Person hat sich in ihrer inneren Schatzkammer verloren und ist jetzt in ihr gefangen.

Dieses Gefühl der Starre kennen wir Introvertierten gut: Unsere Vorstellungskraft geht in Overdrive und bietet uns so viele unterschiedliche Szenarien, wie die gegebene Situation ausgehen könnte. Die Möglichkeiten erscheinen unendlich! Wenn dieser innere Sturm der Phantasie tobt, dann haben wir kaum mehr Aufmerksamkeit für die Außenwelt. So können wir keine Entscheidungen treffen oder zumindest keine guten.

Was hilft Dir also, wenn Du in dem Aufruhr in Dir gefangen bist? Wie findest Du Deine innere Stimme wieder, die dich aus dem Labyrinth herausführt? Wie triffst Du eine gute intuitive Entscheidung?

Der erste Schritt: Erkennen, dass Du überhaupt aufgewühlt bist. Das sollte eigentlich ganz einfach sein, schließlich hast Du einen veritablen Sturm im Kopf – wie kannst Du Dir dessen nicht bewusst sein? Tja, wir Introvertierten sind komplexe Wesen. Wir verbringen sowieso schon so viel Zeit in unseren Köpfen, dass wir nicht unbedingt merken, dass wir uns in einer Freeze Phase befinden. Das passiert vor allem dann schnell, wenn wir uns in Situation befinden, in der wir uns eh nicht so richtig zuhause fühlen und deswegen das Stresslevel eh schon recht hoch ist.

Wie kommst Du also zum Erkennen? Durch Selbstkenntnis und ein wenig Übung. Hier zeige ich Dir, wie Du in einer ruhigen Minute Dich selbst besser kennenlernst und für den nächsten Kelchmoment gewappnet bist.

Die Übung, die ich Dir zeigen will, stammt von Life Coach Martha Beck. In ihrem Buch „Steering by Starlight“ geht es um Heilung und Integration – alle Teile Deines Selbst (wieder) zusammenbringen, um ein gutes und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ein Leben, das wirklich Dein Leben ist – und niemand anderes.

Sie nennt die Methode den „shackles on, shackles off test“. Ich nenne sie: Fühle Deine Fesseln! Sie hat die Methode entwickelt, damit Du aus einem alten Mindset herausfindest und das Gefühl der Starre überwinden kannst, wenn Du eine Entscheidung treffen musst.

Die Idee dahinter: Die richtige Entscheidung fühlt sich immer nach Freiheit an. Nicht einfach. Nicht bequem. Nicht sozial akzeptabel. Sondern wie Freiheit. Die „Fühle Deine Fesseln“ Methode hilft Dir zu erfahren, wie sich Freiheit für Dich anfühlt. Dein Körper ist Dein Messinstrument, das Dir mitteilt, wenn Du gefesselt bist oder frei.

(Liste draus machen) Erster Schritt: Überleg Dir eine Situation, von der  Du sicher weißt, dass sie nicht für Dich funktioniert. Die Situation kann so klein oder so groß sein, wie Du willst. Egal, ob es Smalltalk mit Fremden ist, eine Präsentation vor einer Gruppe oder eine Aufgabe aus Deinem beruflichen Alltag, bei der Du Dich immer inkompetent fühlst.

Nutze Deine Vorstellungskraft und gehe richtig tief in die Situation hinein – channel Deine innere Sieben der Kelche, wenn Du so willst. Beobachte dabei Deinen Körper. Bemerke, wo sich Muskeln zusammenziehen und verhärten, wo Dein Körper Spannung aufbaut. Diese Anspannung ist Dein „gefesselt“ Gefühl. Immer, wenn Du in einr Situation bist, die nicht für Dich funktioniert, dann lässt Dein Köper es Dich auf diese Weise wisse. Beschreibe es und halte es am besten schriftlich fest.

Zweiter Schritt: Die Umkehrprobe. Überleg Dir eine Situation, von der Du sicher weißt, dass Du in ihr entspannt, fröhlich und ganz im Einklang mit Dir bist. Auch hier ist es egal, wie groß oder klein die Situation sein: Musical-Hymnen schmettern, Dein Lieblingsbuch zum zigsten Mal lesen oder Zeit mit Deinem Haustier verbringen. Manchmal schleichen sich Einschränkungen ein („Aber ich kann gar nicht wirklich singen!““). Ignoriere sie und fokussiere Deine Vorstellungskraft auf die guten Seiten.

Beobachte wieder Deinen Körper. Wie fühlt er sich an? Das ist Dein „frei“ Gefühl. Immer, wenn Du ganz Du selbst bist, dann lässt Dein Körper es Dich auf diese Weise wissen. Beschreibe Deine körperliche Reaktion und halte sie am besten schriftlich fest.

Die nächsten Schritte: Entscheide Dich häufiger für „freie“ Dinge und Situationen als für „gefesselte“. So lernst Du Deine innere Stimme wieder kennen und hast einen verlässlichen Guide durch Deine innere Schatzkammer. So wirst Du zur Meisterperson der intuitiven Entscheidungsfindung!

Wenn Du mehr Übung willst: Mache eine Liste mit Entscheidungen, die Du in letzter Zeit getroffen hast. Das kann auch Alltägliches sein, wie Dein Mittagessen oder welche Schuhe Du heute anhattest. Gehe die Liste durch und beobachte wieder Deinen Körper. Prüfe, welches Gefühl auftritt.

Durch diese Methode bekommst Du ein „Regelwerk“, an dem Du Deine Entscheidungen ausrichten kannst. Das muss außer Dir auch keiner nachvollziehen können. Es ist wichtig, dass es für Dich funktioniert und Dir ermöglicht Deine Entscheidungsfindung intuitiv zu unterfüttern. 

Was machst Du, wenn der Sturm in Deinem Inneren tobt und Du eine Entscheidung treffen musst? Schreib es in die Kommentare! Lebt in Glanz und Sanftmut, meine Freunde!

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